Die CoronaKrise ließ im März 2020 die Türen sämtlicher Erwachsenen- und Weiterbildungseinrichtungen schließen. Dies führte in der Folge unumstritten zu einem Digitalisierungsschub  –  waren digitale Formate die einzige Möglichkeit, weiterhin Angebote bereitzustellen. Die Pandemie brachte aber auch viele gesellschaftspolitische Herausforderungen mit sich. Und die werden natürlich auch in den Bereich der politischen Bildung getragen, wenn diverse Sichtweisen auf den Umgang mit der Krise zusammentreffen und gesellschaftliche Diskurse bestimmen. Gerade jetzt ist wichtig, die Demokratie nicht als selbstverständlich zu erachten, sondern vielmehr die Demokratiekompetenz von jungen Menschen zu fördern.  

In den folgenden Wochen ist deshalb viel Neues entstanden: Das aktuelle forum hat sich dem digitalen Setting zur Durchführung von Seminaren Workshops der (politischen) Bildung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen geöffnet und ich durfte dieses neue Gebiet betreten und erkunden und konnte einige Erfahrungen in der Welt der „Online Seminare“ sammeln. Dabei wurde schnell deutlich, dass obwohl die inhaltliche Arbeit sich nicht großartig geändert hatte, das neue Setting im Online Format eine ganz andere didaktische Herangehensweise verlangt und die digitale Bildung nicht nur Vorteile, sondern auch viele Herausforderungen mit sich bringt.  

Zunächst möchte ich betonen: Gute Vorbereitung ist auch online das A und O: Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist vor dem Workshop genügend Zeit für einen Technikcheck und eventuelle Problemlösung einzuplanen.  

Es gibt eine Vielzahl von Basisfunktionen, wie z.B. eine gute Internetverbindung, solide Ton- und Lichtverhältnisse. Wenn diese laufen, fällt das niemandem auf. Aber wenn sie nicht funktionieren, startet man direkt mit einem hohen Frustlevel in den Workshop. Auch hat es sich bewährt vorab eine Mail mit allen Infos zu Zugangsdaten, Agenda, technischen Voraussetzungen, Netiquette etc. frühzeitig an die Teilnehmenden zu verschicken,  

Auch die Frage, welches Tool sollte man nutzen möchte, sollte im Vorfeld des Seminars gut überdacht sein, um sich mit dem entsprechenden Programm auch noch ausführlich beschäftigen zu können. Zoom hat wohl dank Corona einen wirklichen Raketenstart hingelegt. Dennoch ist Zoom eine Plattform, die aus unserer deutschen DSGVO-Sicht nicht unbedingt zu empfehlen ist. Alternativen hierzu sind das kostenfreie Programm Alfaview oder BigBlueButton. Diese Programme funktionieren genauso wie Zoom, mit allen wichtigen Funktionen, können aber auf einem eigenen Server installiert werden. Aus meiner Sicht demnach wirklich sicherer und empfehlenswert. Besonders schätze ich an Zoom aber die Möglichkeit die Gruppe in einzelne virtuelle Workshopräume, sogenannte Breakout-Sessions, aufzuteilen. Denn diese Kleingruppeneinteilung ermöglicht auch im Online Kontext weiterhin kollaboratives Lernen, intensives Austauschen und vor allem besseres Kennenlernen, die einem ein bisschen ein „vor Ort-Lernen“ Gefühl geben.  

Auch die Zahl der Teilnehmenden spielt für digitale Formate eine wichtige Rolle, denn je größer die Runde ist, desto schwieriger wird die lebendige Interaktion. Interaktive Formate machen nach meiner Erfahrung am meisten Sinn, wenn die Gruppengröße unter 20 Teilnehmenden bleibt, da man in der gesamten Runde noch Präsentationen und Vorstellungen im Plenum gut hinbekommt und Diskussionsrunden gut moderieren kann.  

Wichtig dabei: Empathisch sein. Wenn Menschen physisch in einem Raum sind, spürt man, wie die Stimmung oder das Aufmerksamkeitslevel ist und kann dementsprechend Pausen einbauen oder die Agenda anpassen. Dies ist online nicht so einfach spürbar. Deshalb ist es wichtig, von vornherein genügend kleinere Pausen einzuplanen. Viel wichtiger aber noch: In regelmäßigen Abständen nachfragen, ob die Teilnehmenden dem Workshop noch gut folgen können, eine Pause benötigt wird, oder ob man gemeinsam kurz eine kleine Energizer Übung zum Aufwachen macht.  

Wichtig sind auch Bildschirmpausen: Es ist ziemlich anstrengend mehrere Stunden in einer Videokonferenz zu sitzen und aktiv zu bleiben. Deshalb ist es sehr hilfreich in der Seminarplanung mitzudenken, dass die Teilnehmenden nicht die ganze Zeit vor dem Rechner arbeiten. Hier helfen kleine Stillarbeitsaufgaben, in denen sich die Teilnehmenden kurz mit Papier und Stift auf eine Aufgabe vorbereiten und Gedanken sammeln, welche dann im Nachhinein in die Diskussion o.ä. eingebunden werden können. 

Und zu guter Letzt: Kollaborative Tools unverzichtbar. Mehrere Stunden zuhören, das langweilt schnell. Deshalb ist es wichtig, abwechslungsreiche Formate zu nutzen, damit die Teilnehmenden aktiv und konzentriert bleiben. Dafür eignen sich unzählige browserbasierte, kollaborative Tools die Interaktion zu fördern und die Teilnehmenden auch dazu anzuregen an Diskussionen teilzunehmen. So kann das Online Seminar von den Teilnehmenden lebhaft mitgestaltet werden und niemand schläft vor Langeweile auf der Tastatur ein.  

Alina Huth