„Kohle, Stahl und Bier – der Dreiklang im Revier“…So und ähnlich lauteten die Werbesprüche der im Ruhrgebiet ansässigen Unternehmen bis in die 1970er Jahre. Inzwischen sind fast alle Zechen stillgelegt, Stahlwerke geschlossen und ehemalige Privatbrauereien bis auf wenige Ausnahmen an Großkonzerne angegliedert und viele Marken vom Markt verschwunden. Die ehemaligen identitätsstiftenden Wirtschaftszweige einer ganzen Region sind nahezu verschwunden und seit mehreren Jahrzehnten findet ein anhaltender Strukturwandel statt, der ganz neue infrastrukturelle Herausforderungen zu bewältigen hat, da das Ruhrgebiet ein in 150 Jahren durch permanente Migration entstandener Ballungsraum ist, welcher hauptsächlich durch Industrialisierung begründet wurde. Der Wegfall dieser „Lebensader des Reviers“ stellt die Region vor große Probleme, bietet aber auch Chancen.

 

Ziel des Projekts:

Das Projekt „Kohle, Stahl…und wir?!“ zielt darauf ab, den direkt und indirekt vom Strukturwandel betroffenen Bewohner*Innen eines Sozialraums bzw. Stadtteils Optionen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die vorhandenen Ressourcen ihrer direkten Umgebung zu erkennen, nutzen und weiter zu entwickeln.

Die Fähigkeit des „Netzwerkens“ soll zentraler Aspekt und Handlungsimpuls des Projektes sein. Trotz des Wegfalls von Arbeitsplätzen und ganzen Wirtschaftszweigen bleibt der Region eine städteübergreifende Infrastruktur von Netzwerken und Verbindungen erhalten, welche begonnen bei der kleinsten sozialräumlichen Einheit wie z.B. einer guten Nachbarschaft, eines Treffpunkts im Stadtteil, eines Vereins oder Stammtisches usw. als Ressource und Ausgangspunkt für die Entwicklung von Konzepten dienen soll, welche die Selbsthilfepotentiale der Bewohner*Innen generieren und stärken sollen. Die Konstruktion eines tragfähigen Netzwerks, welche insbesondere die Zielgruppe der sogenannten „abgehängten“ und „benachteiligten“ Personen unterstützt, soll zentraler Dreh- und Angelpunkt des Projekts sein.

Ziel ist es, neben der Stärkung von Selbsthilfepotentialen, auch den sogenannten „Wutbürgern“ nicht nur die Argumentationsgrundlage zu nehmen, sondern diese darüber hinaus einzubinden in positiv besetze Entwicklungsprozesse.

Ziel aller Aktivitäten soll die Entwicklung von Perspektiven für den Stadtteil sein, die vor allem aus dem Stadtteil kommen. Als Ergebnis kann eine Agenda stehen, welche hauptsächlich die Wünsche und Anregungen der Bewohner*Innen des Stadtteils bzw. diverser ineinander übergreifender sozialer Räume widerspiegelt und welche konkrete Handlungsimpulse für Politik und Wirtschaft liefern kann.

Fragen der konkreten Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen, der Selbstwirksamkeit im Gegensatz zu Fruststation, politischer Teilhabe unter klarer Abgrenzung extremistischer Haltungen und auf Grundlage des Grundgesetzes, des Demokratie Lebens und der Konstruktion einer vermeintlich abhanden gekommenen sozialen Grundordnung sollen diskutiert und aufgearbeitet werden.

Das Projekt ist im Juni 2020 gestartet und zunächst mit einer Laufzeit von einem Jahr befristet. Zentrum und Ausgangspunkt für diesen Zeitraum ist der Stadtteil Gelsenkirchen-Rotthausen. Mit vielfältigen lokalen Koopperationspartnern sollen Perspektiven aus und für den Stadtteil erarbeitet werden. Eine Verstetigung der Aktivitäten ist abgestrebt.

Das Projekt „Kohle, Stahl…und wir?!“ wird gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Gelsenkirchen, der Stadtsparkasse Gelsenkirchen, sowie der Volksbank Ruhr-Mitte.